Hunter White, der weiße Jäger, ist die Hauptfigur dieses aussergewöhnlichen und verstörenden Romans. Er gehört zur erlauchten Clique der Großwildjäger und derer, die viel Geld haben. Seiner Meinung nach ist der Mensch das am weitesten entwickelte Tier und deshalb hat er als Jäger das Recht, das Tier zu jagen. Hunter ist wieder in Afrika, um die Nummer Fünf seiner Big Five endlich als Trophäe mit nach Hause zu bringen, das Spitzmaulnashorn. Dieses steht jedoch unter Artenschutz. Aber Geld kennt wenig Grenzen und wir sehen, wie Hunter zu seinem Ziel kommt, inklusive reinem Gewissen, denn: «Ethik hat überall auf der Welt die gleiche Farbe: die des Dollars ».
Hunters Recht zu töten ist unhinterfragt. Doch die Erreichung des Ziels wird von Wilderern durchkreuzt. Darum wird Hunter White von seinem Jagd-Organisator gefragt, ob er die Big Six kenne. Entrüstet antwortet Hunter, er werde doch keinen Menschen töten. Doch als er die Bushmen des Stammes der San jagen sieht, ihre Muskeln, ihr Gang, die leuchtende Haut in der Sonne, lässt sein anfänglicher Schock nach…
Was nun folgt, ist schlicht nicht zusammenzufassen oder zu erklären – nur selbst zu lesen. In radikaler, scharfsichtiger und schwer zu ertragender Konsequenz legt uns die preisgekrönte Autorin, Essayistin und Theaterautorin ein Buch vor, dessen Wirkung weit über die Lektüre hinausgeht und das die essenziellsten Fragen des Menschseins stellt. Atemberaubend!
Priska Friedli
